28.10.2014

50 Jahre Forschung mit Synchrotronlicht bei DESY

Heute feiert DESY das Jubiläum eines ganz besonderen Lichts: Seit 50 Jahren forschen Wissenschafter bei DESY mit Synchrotronstrahlung – einem hochintensiven und gebündelten Röntgenlicht, das mit Teilchenbeschleungern erzeugt werden kann. „DESY war einer der ersten Orte weltweit, an denen man die Eigenschaften dieses damals noch neuen Lichts gezielt erkundet und sein Potenzial für die Forschung erkannt hat“, sagt Prof. Helmut Dosch, Vorsitzender des DESY-Direktoriums. „Damit haben die DESY-Pioniere damals nicht nur die Entwicklung unseres Forschungszentrums geprägt, sondern die Grundlage für die weltweite Erfolgsgeschichte einer ganzen Forschungsdisziplin gelegt.“

Mehr als 250 Gäste nahmen am Symposium zu 50 Jahren Forschung mit Synchrotronstrahlung bei DESY teil.

1964 starteten am gerade erst fertiggestellten Ringbeschleuniger DESY die ersten Messungen zur Charakterisierung der Synchrotronstrahlung. Mit diesen ersten  Experimenten und visionären Entscheidungen des damaligen DESY-Direktoriums nahm die Nutzung der Synchrotronstrahlung bei DESY und weltweit rasant Fahrt auf.

Schon der Nachfolge-Beschleuniger DORIS wurde nach längerer paralleler Nutzung durch Teilchen- und Photonenphysiker 18 Jahre lang exklusiv für die Forschung mit Synchrotronlicht betrieben. An der Lichtquelle, die mit bis zu 43 Messstationen ausgerüstet war, bildete sich schnell eine Forschergemeinde aus permanenten Gästen wie den Max-Planck-Arbeitsgruppen und dem Europäischen Molekularbiologielabor EMBL und kurzzeitigen Gastforschern von vielen deutschen und internationalen Universitäten. Unter anderen machte die spätere Nobelpreisträgerin Prof. Ada Yonath etliche ihrer Experimente zur Strukturbestimmung des Ribosoms am DORIS-Beschleuniger.

In der Folge wurde an einer Testanlage bei DESY die Machbarkeit für einen Freie-Elektronen-Laser im Röntgenbereich unter Beweis gestellt; seit 2005 steht der daraus entstandene Freie-Elektronen-Laser FLASH den Forschern als Nutzeranlage zur Verfügung. Und 2009 ging der Speicherring PETRA III als weltweit brillanteste Synchrotronstrahlungsquelle der dritten Generation in Betrieb. „Heute haben wir mit PETRA III und dem Freie-Elektronen-Laser FLASH zwei wahre Flaggschiffe der Synchrotronforschung“, sagt Forschungsdirektor Prof. Edgar Weckert. „Jährlich kommen weit mehr als 2000 Nutzer aus über vierzig Nationen zu uns, um diese herausragenden Lichtquellen zu nutzen.“

Das Ensemble von Lichtquellen und die inzwischen 50-jährige Expertise in der Forschung mit Synchrotronstrahlung bei DESY sind weltweit einzigartig und verleihen DESY eine internationale Spitzenposition in der Forschung mit Röntgenlicht. Sowohl PETRA III als auch FLASH werden wegen der großen auch internationalen Nachfrage zurzeit gerade um zehn bzw. fünf neue Messplätze ausgebaut. Der vom DESY-Gelände aus bis nach Schenefeld in Schleswig-Holstein reichende internationale Röntgenlaser European XFEL, der Höchstgeschwindigkeitsfilme mit atomarer Auflösung erlauben wird, soll 2016 in Betrieb gehen und wird die Reihe von Spitzenforschungsanlagen der Synchrotronforschung in der Metropolregion komplettieren.

In einem heute stattfindenden Symposium mit rund 250 Gästen lassen die Wissenschaftler die Entwicklungsgeschichte der letzten 50 Jahre Forschung mit Synchrotronstrahlung Revue passieren und werfen einen Blick in die Zukunft dieser Disziplin.

Einen weiteren Einblick in einen wichtigen Abschnitt der Forschung mit Synchrotronlicht bei DESY gibt der öffentliche Abendvortrag von Nobelpreisträgerin Prof. Ada Yonath im Rahmen der Jentschke Lecture am 30. Oktober. Um 17 Uhr berichtet die israelische Wissenschaftlerin im Hamburger Hörsaal über ihren Weg zur Entschlüsselung der Struktur des Ribosoms: „DESY and Life’s Vital Bonding Machinery“.