22.05.2013

Prototyp für CTA-Gammateleskop startet Betrieb

Startschuss für Großprojekt der BMBF-Forschungsroadmap

Das Forschungszentrum DESY hat heute im Wissenschaftspark Adlershof den ersten Teleskop-Prototypen des Cherenkov Telescope Array CTA in Betrieb genommen. Die brandenburgische Forschungsministerin Prof. Sabine Kunst und der Ministerialdirektor im Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) Dr. Karl Eugen Huthmacher nahmen zusammen mit dem Vorsitzenden des DESY-Direktoriums Prof. Helmut Dosch und dem Leiter des DESY-Standorts Zeuthen Prof. Christian Stegmann feierlich das voll funktionale Modell in Betrieb. An dem 1:1-Modell für die mittleren der geplanten drei CTA-Teleskoparten werden in den nächsten Monaten alle Funktionalitäten für den späteren Betrieb in der CTA-Anlage erprobt.

Karl Eugen Huthmacher, Stefan Schlenstedt, Sabine Kunst, Christian Stegmann, Manel Martinez und Helmut Dosch (von links) nehmen den Prototypen per Knopfdruck in Betrieb.

Das in internationaler Kooperation entstehende Cherenkov Telescope Array ist ein geplantes Ensemble von drei unterschiedlich großen Teleskoptypen und wird kosmische Gammastrahlung der höchsten Energien vermessen. Wissenschaftler wollen so das Universum nach kosmischen Teilchenbeschleunigern wie Supernova-Explosionen, Doppelsternsystemen oder Aktiven Galaktischen Kernen durchsuchen. „Das Cherenkov Telescope Array wird Tausende dieser Objekte mit bisher nicht erreichter Sensitivität beobachten können und unser Verständnis des Universums grundlegend erweitern“, sagt Prof. Christian Stegmann. „Es wird damit das Observatorium der Zukunft in der Gamma-Astronomie sein.“ DESY stellt die größte Gruppe innerhalb des internationalen Projekts und ist für Design und Bau der mittelgroßen Teleskope mit einem Spiegeldurchmesser von rund zwölf Metern verantwortlich. „Mit der umfassenden Beteiligung an CTA bauen wir die zentrale Rolle des DESY-Standorts Zeuthen in der Astroteilchenphysik in Deutschland und weltweit weiter aus“, sagt Prof. Helmut Dosch.

Die Brandenburger Forschungsministerin Prof. Sabine Kunst verdeutlicht die Bedeutung für die Region: „DESY in Zeuthen war maßgeblich an der Entwicklung und der Montage dieses Prototypen beteiligt und wird auch beim Betrieb der Cherenkov-Telescope-Anlage mitwirken. Mein Glückwunsch geht an alle DESYaner für das, was Sie hier vor Ort leisten, und wovon auch die Region profitiert. 200 Menschen finden hier Arbeit, viele Studenten der Hochschule Wildau, der BTU Cottbus und der Universität Potsdam schreiben hier Bachelor- und Masterarbeiten, Doktoranden aus Berlin und Brandenburg forschen hier.“

CTA, das gerade als eines von drei exzellenten Großforschungsprojekten in die BMBF-Roadmap für Forschungsinfrastrukturvorhaben aufgenommen wurde, soll voraussichtlich ab 2015 an je einem Standort in der nördlichen und südlichen Hemisphäre aufgebaut werden. Der kleinere nördliche Standort soll aus 20 bis 30 Teleskopen bestehen, verteilt auf einer Fläche von einem Quadratkilometer. Auf dem größeren, südlichen werden sich 70 bis 100 Teleskope auf etwa zehn Quadratkilometern verteilen. MinDir Dr. Karl Eugen Huthmacher (BMBF) betont: „Grundlagenforschung ist ein unabdingbares Fundament für Wohlstand in unserer Wissensgesellschaft und stellt Weichen für morgen. CTA wird im Bereich Astroteilchenphysik maßgeblich zur Stärkung unserer Forschungslandschaft beitragen.“ Der deutsche Anteil an den Baukosten beträgt rund 50 Mio. €. Mit der Aufnahme in die Roadmap hat das BMBF seine grundsätzliche Finanzierungsbereitschaft beim Bau von CTA erklärt. Der deutsche Anteil wird außer von DESY von der Max-Planck-Gesellschaft und insbesondere dem BMBF getragen, das auch die deutschen Hochschulen im Projekt unterstützt.

„Über 1000 Wissenschaftler und Ingenieure aus über 25 Ländern aus aller Welt arbeiten seit 2006 am Projekt CTA. Das DESY-Team um Stefan Schlenstedt hat einen enormen Beitrag geleistet, indem es diesen Prototypen entworfen und in Betrieb genommen hat", unterstrich Prof. Manel Martinez (IFAE Barcelona), Sprecher von CTA.

Der Prototyp in Berlin-Adlershof wurde von DESY entworfen und gebaut. In ihm werden die Antriebs- und Sicherheitssysteme des beweglichen Teleskops getestet und optimiert. Gleichzeitig werden die mechanischen Eigenschaften des Teleskops, wie beispielsweise die Schwingungen und Deformationen vermessen, genauso wie die Fokussierung des Sternenlichts auf die Kamera bei Verstellung der Spiegel und die Genauigkeit der Ausrichtung des Teleskops auf ein Himmelsobjekt.

Mehr zu CTA: www.desy.de/cta

Der CTA-Prototyp im Berliner Wissenschaftspark Adlershof.