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12.06.2013
ILC veröffentlicht Technical Design Report
Teilchenbeschleuniger der nächsten Generation ist baureif
Heute wird der fünfbändige Bericht mit den Plänen für das zukünftige Teilchenphysik-Projekt „International Linear Collider“ (ILC) veröffentlicht. Auf drei aufeinanderfolgenden Veranstaltungen in Asien, Europa und Amerika findet eine weltumspannende offizielle Übergabe des Technical Design Reports für diesen Teilchenbeschleuniger der nächsten Generation an das International Committee for Future Accelerators ICFA statt, das die Planung zukünftiger Teilchenbeschleuniger weltweit koordiniert. Der ILC ist zur Ergänzung und Weiterführung der Physik am Large Hadron Collider am CERN vorgesehen. Der Technical Design Report enthält die kompletten Pläne für den ILC, allesamt auf dem allerneuesten Stand der Technik und sorgfältig geprüft.
„Wir danken dem ILC-Team für diesen Bericht und freuen uns auf den nächsten Schritt für dieses Projekt“, sagt ICFA-Vorsitzender Pier Oddone. „Dieses Dokument ist ein Beleg für eine sehr gute weltweite Zusammenarbeit, die zur erfolgreichen Planung einer Maschine dieser Perfektion und Größe geführt hat.“
Die Herzstücke des ILC, zwei supraleitende Linearbeschleuniger für Elektronen und Positronen, beruhen auf der supraleitenden TESLA-Technologie, die unter anderem bei DESY über Jahre intensiv erforscht und immer weiter verbessert worden ist. „Die supraleitende ILC-Technologie ist zwar sehr ambitioniert, aber auch weit ausgereift. DESY baut mit dem zwei Kilometer langen European XFEL-Beschleuniger gerade eine Anlage, die auf derselben Technik basiert. Die Erfahrungswerte, die wir dabei in der Kooperation mit der Industrie und anderen Forschungszentren sammeln, werden sehr wertvoll für den Bau des International Linear Colliders sein“, sagt Brian Foster, DESY-Forscher und Europäischer Direktor der Linear Collider Collaboration LCC.
„DESY-Wissenschaftler aus der Teilchenphysik und der Beschleunigerforschung haben in erheblichem Maße dazu beigetragen, dass der International Linear Collider jetzt den Meilenstein des Technical Design Reports erreicht hat, quasi das Reifezeugnis für dieses Projekt“, so DESY-Forschungsdirektor Joachim Mnich. „Wir werden weiter auch an den Detektortechnologien arbeiten, um mit dieser Präzisionsmaschine der Teilchenphysik das Maximum an wissenschaftlicher Erkenntnis zu ernten.“
Auf einer weltweiten Veranstaltung, die in Tokio, anschließend am CERN in Genf und schließlich am Fermilab in Chicago stattfindet, feiern Wissenschaftler und Gäste diesen Erfolg mit Symposien, öffentlichen Events, Empfängen und einer Reihe von Übergabe-Festakten. An jedem der drei Veranstaltungsorte wird der komplette Bericht übergeben, und die Veranstaltung wird mit einem virtuellen Handshake per Videokonferenz von einer Zeitzone in die nächsten übergeben.
„Der Technical Design Report zeigt grundsätzlich, dass wir loslegen können“, sagt Barry Barish, Direktor des ILC Global Design Effort. „Die Technik ist da, die Meilensteine der Forschungs- und Entwicklungsarbeiten wurden erreicht, die Physik ist klar skizziert und wir könnten gleich morgen mit dem Bau starten. Jetzt brauchen wir eine klare politische Aussage, und es gibt deutliche Signale aus Japan, sich für dieses Projekt als Standort zu bewerben.“
„Die Entdeckung eines Higgs-Teilchens am LHC hat die wissenschaftliche Erfordernis des ILC noch deutlicher gemacht“, sagt Sakue Yamada, ILC-Forschungsdirektor. „Der ILC kann die Eigenschaften dieses Teilchens aufs Genaueste untersuchen und ist damit eine ideale komplementäre Maschine zum jetzt schon so erfolgreichen LHC.“
„Der TDR zeigt beeindruckend, wie ausgereift und detailliert die Planung ist. Der International Linear Collider sollte der nächste große Beschleuniger der weltweiten Teilchenphysik-Community sein“, sagt Lyn Evans, Direktor der Linear Collider Collaboration LCC.
Der Technical Design Report (TDR) ist das Ergebnis jahrelanger weltweit koordinierter Forschungsarbeiten des ILC Global Design Effort, der damit seine Aufgabe vollendet. Er enthält alle Komponenten und Planungen, um den ILC den Regierungen der beteiligten Länder vorzustellen, realistisch optimiert auf hohe wissenschaftliche Ausbeute und möglichst geringe Kosten. Im Inhalt machen besonders die erfolgreiche Konstruktion und Inbetriebnahme der Testanlagen für supraleitenden Resonatoren und die großen Fortschritte bei der Optimierung der Produktionsprozesse der supraleitenden Resonatoren auf sich aufmerksam. 16 000 dieser Resonatoren werden insgesamt für den ILC benötigt. Zwei Detektoren auf jüngstem Stand der Technik, die die Elektron-Positron-Kollisionen im ILC aufzeichnen sollen, sind ebenso enthalten wie die genaue Planung der erforderlichen Ingenieur- und Bauarbeiten.
Die weitere Fortführung des Projekts übernimmt die neu gegründete Linear Collider Collaboration LCC, die die beiden am weitesten entwickelten Teilchenphysik-Beschleunigerprojekte für höchste Energien, International Linear Collider ILC und Compact Linear Collider CLIC zu einer gemeinsamen Organisation zusammenführen.
Allgemeine Informationen zum Technical Design Report (englisch)