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Rückenwind für TESLA!
DESY begrüßt die BMBF-Entscheidung zu Großgeräten
1. DESY soll den TESLA-Röntgenlaser erhalten, der als europäisches Projekt realisiert werden soll, wobei Deutschland wegen der Standortvorteile die Hälfte der Kosten übernimmt.
2. Es wird heute kein deutscher Standort für den TESLA-Linearbeschleuniger vorgeschlagen. Die Entscheidung hängt damit zusammen, dass dieses Projekt in einer Weltkollaboration betrieben werden soll. Bevor eine Standortentscheidung zum TESLA-Linearcollider getroffen wird, sollen die Entwicklungen auf internationaler Ebene abgewartet werden. Die international eingebetteten Forschungsarbeiten zu dem Projekt sollen von DESY fortgesetzt werden, um eine deutsche Beteiligung an einem späteren globalen Projekt zu ermöglichen.
"DESY begrüßt die schnelle und richtungsweisende Stellungnahme des Bundes zu den Forschungsgroßgeräten und sieht darin eine enorme Chance für TESLA. Sie stärkt die Helmholtz-Gemeinschaft in ihrer Rolle als Betreiberin großer Forschungsanlagen", so die erste Reaktion des Vorsitzenden des DESY-Direktoriums, Professor Dr. Albrecht Wagner. "Mit der Möglichkeit, den TESLA-Röntgenlaser als europäisches Projekt bei DESY zu verwirklichen, ergeben sich für Deutschland und Europa herausragende Forschungsperspektiven. Für den längerfristig angelegten Linearcollider für die Teilchenphysik sollen die internationalen Forschungsarbeiten bei DESY fortgesetzt werden."
Basierend auf der heute veröffentlichten Entscheidung der Bundesministerin für Bildung und Forschung (BMBF), Edelgard Bulmahn, treten die Vorbereitungen für TESLA ab morgen in eine neue Phase: Für das Röntgenlaserprojekt werden jetzt als Erstes zusammen mit den interessierten europäischen Partnern die finanziellen, technischen und organisatorischen Rahmenbedingungen erarbeitet.
Die Entscheidung des BMBF, vor einer Standortempfehlung den weltweiten Fortgang abzuwarten, die Forschungs- und Entwicklungsarbeiten zum TESLA-Linearcollider aber weiter zu unterstützen, versetzt DESY in die Lage, zusammen mit seinen Partnern auf internationaler Ebene die politische und technische Abstimmung weiter fortzuführen. Ziel ist es, im kommenden Jahrzehnt einen Linearcollider als internationale Forschungsanlage für die Teilchenphysik entweder in Amerika, Asien oder Europa (das heißt bei DESY) zu betreiben.
TESLA steht für TeV-Energy Superconducting Linear Accelerator, das ist ein supraleitender linearer Beschleuniger für sehr hohe Teilchenenergien (Tera-Elektronenvolt). Das besondere und weltweit einmalige an diesem Konzept ist der Einsatz von supraleitenden Beschleunigungseinheiten, die auf Temperaturen von minus 271 Grad Celsius gekühlt sein müssen. Die Entwicklungsarbeiten zu TESLA haben vor zehn Jahren auf Initiative von DESY begonnen und werden inzwischen gemeinsam von 46 Instituten aus zwölf Ländern an einer Testanlage in Hamburg durchgeführt. Die supraleitende Technik soll bei beiden Projekten eingesetzt werden. In dem 33 km langen TESLA-Linearcollider ermöglicht sie Teilchenzusammenstöße mit höchster Energie, bei denen die Materie in ihren kleinsten Dimensionen und Fragen nach ihrem Ursprung untersucht werden können. Der supraleitende Elektronen-Beschleuniger des TESLA-Röntgenlasers dient als Quelle für intensive und extrem kurze Röntgenblitze mit Lasereigenschaften, die ganz neue Forschungsperspektiven für die Naturwissenschaften eröffnen. Die Wellenlänge des Lasers ist so klein, dass in seinem Licht atomare Details erkennbar werden. Sie kann zwischen sechs und einem zehntel Nanometer variiert werden. Hochintensive ultrakurze Röntgenblitze lassen es zu, dass die Wissenschaftler Atom für Atom den Ablauf chemischer Prozesse regelrecht filmen können, oder beobachten können was im Inneren von Materialien vor sich geht beziehungsweise wie die Struktur von biologischen Molekülen aufgebaut ist.
Wörtlich heißt es in der Erklärung von Bundesministerin Edelgard Bulmahn:
"Das Forschungszentrum DESY in Hamburg soll einen neuartigen Freie Elektronen Laser erhalten. Wegen des Standortvorteils ist Deutschland bereit, die Hälfte der Investitionskosten in Höhe von 673 Millionen Euro zu tragen. Die Gespräche über eine europäische Kooperation werden zügig aufgenommen, so dass in etwa zwei Jahren eine Bauentscheidung getroffen werden kann. Die Bauzeit beträgt etwa sechs Jahre.
Es wird heute kein deutscher Standort für den TESLA-Linearbeschleuniger vorgeschlagen. Die Entscheidung hängt damit zusammen, dass dieses Projekt in einer Weltkollaboration betrieben werden soll. Deshalb müssen internationale Entwicklungen abgewartet werden. Ein deutscher Alleingang in der Standortfrage ist weder sinnvoll noch nötig. DESY wird aber die international eingebetteten Forschungsarbeiten weiterführen können, um eine deutsche Beteiligung an einem späteren globalen Projekt zu ermöglichen."