DESY News: Helmholtz-Experimentierstation an Röntgenquelle SESAME in Jordanien eröffnet

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14.06.2022
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Helmholtz-Experimentierstation an Röntgenquelle SESAME in Jordanien eröffnet

HESEB erweitert Forschungsmöglichkeiten auf weiches Röntgenlicht

An der Röntgenstrahlungsquelle SESAME in Jordanien ist eine neue Experimentierstation eröffnet worden: Die Helmholtz-SESAME Beamline (HESEB) war von fünf Forschungszentren der Helmholtz-Gemeinschaft unter Federführung von DESY konzipiert worden und erweitert die Experimentiermöglichkeiten der Anlage erheblich. Künftig wird mit ihr auch sogenanntes weiches Röntgenlicht für die Forschung an SESAME verfügbar, das weniger Energie besitzt als harte Röntgenstrahlung. An dem Projekt sind das Forschungszentrum Jülich, das Helmholtz-Zentrum Berlin, das Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf, das Karlsruher Institut für Technologie und DESY beteiligt.

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Die Synchrotronstrahlungsquelle SESAME wurde 2017 eröffnet. Bild: SESAME
„Mit der HESEB-Eröffnung wird SESAME noch stärker an Strahlkraft und Attraktivität in der Region gewinnen“, betonte der Vorsitzende des DESY-Direktoriums, Helmut Dosch, als Vertreter des HESEB-Konsortiums. „Die neuen Forschungsmöglichkeiten fördern Zusammenarbeit, Vernetzung und Austausch der regionalen wissenschaftlichen Communities und sind damit ein Vorbild für gelebte Science Diplomacy.“

Dazu ergänzte der Präsident der Helmholtz-Gemeinschaft, Otmar Wiestler: „SESAME zeigt schon seit vielen Jahren auf beeindruckende Weise, wie ein gemeinsames Forschungsprojekt Menschen aus verschiedenen Ländern des Nahen Ostens für die zivile Forschung zusammenbringen kann. SESAME ist ein echter Brückenbauer und ein Leuchtturm der Wissenschaftsdiplomatie.“

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HESEB-Eröffnungszeremonie in SESAME. Bild: SESAME, Abedalhakim Alzubi
Jordaniens Forschungsminister Wajih Owais sagte: „Wir sind der deutschen Regierung sehr dankbar für ihre großzügigen Beiträge und ihre kontinuierliche Unterstützung für SESAME, so wie wir auch für die Unterstützung Jordaniens durch Deutschland in sehr vielen Bereichen dankbar sind, im Falle meines Ministeriums in der höheren und technischen Bildung und der wissenschaftlichen Forschung.“

Gemeinsam mit dem deutschen Botschafter in Jordanien, Bernhard Kampmann, dem SESAME-Direktor Khaled Toukan und dem Präsidenten des SESAME-Rats, Rolf-Dieter Heuer, enthüllten Owais, Wiestler und Dosch bei der feierlichen HESEB-Eröffnungszeremonie eine Gedenktafel.

Weiche Röntgenstrahlung bietet die Möglichkeit, eine Vielzahl wissenschaftlicher Fragestellungen in der Festkörper-, Grenzflächen- und Oberflächenphysik, in der physikalischen Chemie, in biologischen Systemen und in den Erd- und Umweltwissenschaften zu untersuchen. Die elementspezifischen Wechselwirkungen weicher Röntgenstrahlung mit Materie erlauben analytische Untersuchungen mit hoher Präzision für viele Elemente des Periodensystems, insbesondere an Oberflächen und Grenzflächen. Etablierte Röntgentechniken ermöglichen zahlreiche wissenschaftliche Anwendungen, etwa im Bereich der Energie- und Halbleitermaterialien, magnetischer Schichten oder Katalysatormaterialien. Auch für viele Untersuchung an Kulturgütern ist weiche Röntgenstrahlung geeignet.

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HESEB-Aufbau in SESAME. Bild: DESY, Edgar Weckert
SESAME (Synchrotron-light for Experimental Science and Application in the Middle East) ist eine Synchrotronstrahlungsquelle der dritten Generation. Sie geht auf einen Vorschlag des damaligen DESY-Beschleunigerdirektor Gustav-Adolf Voss und seines US-Kollegen Herman Winick vom Beschleunigerzentrum SLAC in Kalifornien zurück und wurde unter der Schirmherrschaft der UNESCO in internationaler Kooperation von Ländern der Region des Nahen Ostens gegründet – mit dem Gedanken, in enger wissenschaftlicher Kooperation einen Beitrag zu Frieden und Stabilität in der Region zu leisten. Ägypten, Iran, Israel, Jordanien, Pakistan, die Palästinensischen Autonomiegebiete, die Türkei und Zypern engagieren sich hier gemeinsam, finanzieren, betreiben und nutzen die Anlage in enger Zusammenarbeit. SESAME bringt damit Menschen in einer sehr sensiblen politischen Region zusammen, die hochkarätige Wissenschaft betreiben und über diese Kooperationen friedensstiftende Netzwerke schaffen.

SESAME ging 2017 in Betrieb und ist die einzige Anlage dieser Art im Nahen Osten. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler können dort Strukturuntersuchungen mit Röntgenstrahlung machen – von der Durchleuchtung neuer Materialien, der Untersuchung von Kulturgütern bis zur Analyse von Biomolekülen. Seit der Gründung von SESAME beteiligt sich Deutschland als Beobachter im internationalen SESAME-Rat. DESY übernimmt diese Rolle im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF).

Um die Exzellenz der Forschung und die engere Vernetzung an SESAME zu fördern, hat sich die Helmholtz-Gemeinschaft auf Initiative von DESY 2018 dazu entschlossen, in einem vierjährigen Projekt die hochmoderne HESEB für den Beschleuniger zu bauen. Die 3,5 Millionen Euro teure Strahlführung und Experimentierstation, die von der Helmholtz-Gemeinschaft finanziert wurde, führte zu zusätzlichen Investitionen aus den verschiedenen SESAME-Ländern. So genehmigte die Türkei weitere Gelder für den Bau einer zweiten Experimentierstation bei HESEB.

 

Weitere Informationen:
https://heseb.desy.de (englisch)