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Schavan, Gundelach und Biel legen Grundstein bei DESY
Heute treffen sich Bundesforschungsministerin Prof. Dr. Annette Schavan, Hamburgs Wissenschaftssenatorin Dr. Herlind Gundelach und Schleswig-Holsteins Forschungsminister Dr. Jörn Biel beim Forschungszentrum DESY in Hamburg, um ein innerdeutsches Abkommen zur Beteiligung an der Röntgenlaseranlage European XFEL zu unterzeichnen. Die Länder Hamburg und Schleswig-Holstein werden mit 90 Millionen Euro knapp 16 Prozent des deutschen Anteils zum Bau des European XFEL beitragen. Im Anschluss daran legen die drei Politiker den Grundstein zu einer Testhalle und „zementieren“ so symbolisch diese bedeutende Investition in die Forschung. In dieser Halle werden ab 2011 supraleitende Beschleunigermodule bei minus 271 Grad Celsius einer intensiven Funktionsprüfung unterzogen. Danach werden die zwölf Meter langen und zehn Tonnen schweren Module in dem Haupttunnel der Röntgenlaseranlage zu einem 1,7 Kilometer langen Elektronenbeschleuniger zusammengesetzt.
„Der Baustart der Modultesthalle ist ein Symbol für die starke deutsche Beteiligung an dem Projekt“, sagt der Vorsitzende des DESY-Direktoriums Prof. Dr. Helmut Dosch. „Wir sind stolz darauf, dass dieses europäische Großprojekt mit der maßgeblich bei DESY entwickelten supraleitenden Beschleunigertechnologie gebaut wird. Unsere Experten werden auch den Bau des komplexen Teilchenbeschleunigers für den European XFEL leiten.“
Forschungsministerin Prof. Dr. Annette Schavan betont: „Der Bau des European XFEL stärkt den Forschungsstandort Deutschland. Heute haben die Wissenschaftsminister der norddeutschen Länder und der Bund ihren gemeinsamen Willen unterstrichen, diese Anlage so schnell wie möglich zu verwirklichen.“ Das Abkommen zwischen Bund, Hamburg und Schleswig-Holstein ist das Fundament für die langfristige Zusammenarbeit von Bund und Sitzländern sowie DESY über die gesamte Bau- und Betriebsphase des European XFEL – ein Zeitraum von mehreren Jahrzehnten.
Die 3,4 Kilometer lange europäische Röntgenlaseranlage verläuft vom DESY-Gelände in Hamburg-Bahrenfeld bis nach Schenefeld (Schleswig-Holstein). Sie erzeugt ultrakurze Röntgenlaserblitze – 30 000-mal in der Sekunde und mit einer Leuchtstärke, die milliardenfach höher ist als die der besten Röntgenstrahlungsquellen herkömmlicher Art. Dazu werden Elektronen auf hohe Energien beschleunigt und anschließend durch lange Magnetstrecken gelenkt, in denen sie die Röntgenlaserblitze erzeugen. Durch den Einsatz eines supraleitenden Beschleunigers hat die Anlage weltweit einzigartige Eigenschaften und eröffnet völlig neue Forschungsmöglichkeiten für Naturwissenschaftler und industrielle Anwender.
Das Helmholtz-Forschungszentrum DESY leitet das internationale Konsortium zum Bau des Beschleunigers, dem „Herz“ der Forschungsanlage. Die Komponenten für die Beschleunigermodule – so genannte Resonatoren – werden in mehren Ländern industriell gefertigt und in Frankreich zu den gut 12 Meter langen Modulen zusammengesetzt. Ab 2011 werden in der neuen DESY-Testhalle sowohl die mehr als 800 Resonatoren einzeln als auch die insgesamt 101 European-XFEL-Beschleunigermodule in ihren technischen Eigenschaften geprüft, bevor sie in den Beschleuniger eingebaut werden. Die Tests laufen bei minus 271 Grad Celsius Betriebstemperatur unter realen Einsatzbedingungen ab. An die Fertigung der Beschleunigungseinheiten werden höchste Ansprüche gelegt. In den Resonatoren werden Teilchen mit sehr starken elektromagnetischen Feldern beschleunigt. Jede Unebenheit oder Verunreinigung auf der Oberfläche der supraleitenden Resonatoren aus dem Metall Niob hätte einen Zusammenbruch des Beschleunigungsfeldes und damit zum Ausfall der gesamten Röntgenlaseranlage zur Folge.
Die Baukosten der European-XFEL-Anlage belaufen sich auf 1,08 Milliarden Euro (Preisbasis 2005). Die Anlage wird als internationales Projekt realisiert, an dem sich außer Deutschland zwölf andere europäische Länder und China beteiligen. Der gesamte deutsche Anteil an den Baukosten beläuft sich auf 580 Millionen Euro (Preisbasis 2005), den Rest tragen die Partnerländer. Noch in diesem Jahr wird eine eigenständige Forschungseinrichtung für den Bau und Betrieb der neuen Röntgenlaseranlage gegründet – die European XFEL GmbH. Der Forschungscampus, auf dem ab 2015 um die 300 Menschen arbeiten werden, liegt in der schleswig-holsteinischen Stadt Schenefeld (Kreis Pinneberg).