Unsere CERN-Studienreise 1997 |
Die Exkursion sollte uns die Möglichkeit geben, das Institut nicht nur
im allgemeinen kennenzulernen, sondern auch auf persönlicher Ebene in
Bereichen Kontakte zu knüpfen, in denen verwandte Aufgaben bearbeitet
werden.
Unsere Wünsche und Vorstellungen unter einen Hut zu bringen lag in der
Hand von Herrn Dehne, der solch eine Studienfahrt vor zwei Jahren schon einmal
organisiert hatte und uns auch dieses Mal mit Rat und Tat zur Seite stand.
Um den Interessen aller Teilnehmer gerecht zu werden, gab es ein
breitgefächertes Angebot an Vorträgen und Besichtigungen, denn
die beruflichen Tätigkeiten der einzelnen erstreckten sich über
den Einkauf, die Verwaltung, die Konstruktion und die Elektronik bis zur
Kryogenik, um nur einige zu nennen. Deshalb konnten wir uns kurz nach unserer
Ankunft durch einen Vortrag von Herrn Andreas Fürtjes erstmal einen
generellen Überblick über das Insitut und seine Aufgaben
verschaffen.
Anschliessend stand ein Bus bereit, der den Transfer zum
OPAL-Detektor
möglich machte. Denn man muß wissen, daß das CERN sich sowohl
über schweizer als auch über französischen Boden erstreckt
und sich somit Distanzen auf dem Gelände von mehreren Kilometern
ergeben können, siehe Karte:
Border
OPAL steht als Abkürzung für " Omni-Purpose Apparatus at LEP" und ist eines der unzähligen Experimente am CERN. Da der LEP-Ring ca. 100 m unter der Erdoberfläche liegt, befindet sich auch der OPAL-Detektor in einer riesigen Halle etwa 100 m unter der Erde.
![]() ![]() Warten vor der Halle ... | ![]() Die Schautafel |
![]() ![]() Unten in der Experimente-Halle ...
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Am 2. Tag unseres CERN-Aufenthaltes stand der "Verwaltungs-Vortrag"
auf dem Programm.
Herr Zapf erläuterte uns die CERN-Organisationsstruktur anhand von
diversen Organigrammen, beschrieb die Befugnisse jedes CERN-Direktors und
beantwortete anschliessend unsere Fragen bezüglich der tariflichen
Eingruppierungen, des betrieblichen Vorschlagswesens oder der bestehenden
Möglichkeiten eines beruflichen Aufenthaltes am CERN.
Nach diesem Vortrag ergab sich die Gelegenheit für "persönliche
Aktivitäten". Es wurden kurzfristig Termine und Meetings mit den
Kollegen am CERN vereinbahrt, um die Zeit bis zum nächsten Vortrag am
Nachmittag sinnvoll zu überbrücken.
Zusammen mit Karl-Heinz Matthiesen, Wolfgang Gerhardt und Zoltan Kakucs besuchte ich den "Salle de Controle", den Beschleuniger-Kontrollraum. Wir mussten allerdings einen Mini-Bus "chartern", um auf die französische Seite (Site de Prevessin) des CERN-Geländes zu gelangen. Wider Erwarten war dann der Kontrollraum viel kleiner als der unserige, beinahe gemütlich, obwohl von hier aus das SPS und der LEP-Ring betrieben werden.
Am Nachmittag des 2. Tages gab Herr May mit seinem Vortrag einen Einblick in das CERN-Rechenzentrum.
Unser 3. Tag am CERN begann mit einem Vortrag von Herrn Hans-Falk Hoffmann über den sich noch im Bau befindlichen LHC , den Large Hadron Collider und seine Experimente bzw. Detektoren ATLAS, CMS und ALICE.
Im LHC sollen Protonen mit einer Energie im Schwerpunkt von 14 Tev zur Kollision gebracht werden. Da die Energie eines Beschleunigers von der Stärke seiner Magneten abängig ist, werden beim LHC supraleitende Magneten benötigt, um die Teilchen auf ihrer Sollbahn zu halten. Die Feldstärke der Dipole beispielsweise beträgt etwa 9 Tesla. Das gesamte Magnetsystem liegt geschickt eingebettet in super-flüssigem Helium und wird auf 1.9 Kelvin herabgekühlt, um die hohe Magnetfeldstärke permanent zu gewährleisten.
Für Simulationszwecke wurde ein Stück solch eines supraleitenden Systems aufgebaut, der sogenannte "LHC Test String", den wir im Anschluss an den Vortrag besichtigen konnten. Herr Rüdiger Schmidt führte uns durch die Halle, erläuterte ausführlich die technischen Komponenten der Aufbauten und beantwortete geduldig alle Fragen.
Hier kam dann auch zum ersten Mal unsere "Abhöranlage" zum Einsatz, ein System zur kabellosen Übertragung vom Sender, sprich Mikrofon des Redners, auf die Kopfhörer jedes einzelnen Besuchers.
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Nach dieser Exkursion brachte der Shuttle-Bus uns auf die Meyrin-Site
zurück, weil im Anschluß an die Mittagspause der nächste
Vortrag mit Herrn Wenninger auf dem Programm stand.
Herr Wenninger ist Direktor für Forschung und technische Dienste am
CERN und berichtete über seine Aufgaben und Tätigkeiten.
Den krönenden Abschluß der Vortragsreihe bildete zweifellos
Herr Albert Hoffmann, indem er uns aufzeigte, welchen Umwelteinflüssen
der LEP-Ring ausgesetzt ist.
In seiner unnachahmlichen Art beschrieb er die Wirkung des Mondes bzw. der
Gezeiten auf den Wasserpegel des Genfer Sees und den daraus resultierenden
Effekten auf den Maschinenumfang und die Strahlenergie.
Der totale Umfang des LEP-Rings wird in seiner Gesamtlänge von 27 km um
etwa 1 mm verschoben, woraus sich dementsprechend ein Einfluß auf die
genaue Bestimmung der Masse des Z-Bosons ergibt.
Ein weiteres Phänomen, daß die Physiker am CERN im Frühjahr
des Jahres 1995 stutzig machte, war eine zeitabhängige Änderung des
Magnetfeldes im LEP-Beschleuniger, allerdings nur tagsüber beobachtbar.
Nachts blieb das Magnetfeld konstant.
Des Rätsels Lösung ergab sich, nachdem die französichen
Eisenbahner ein paar Tage gestreikt hatten und der Zugverkehr in der Nähe
des LEP-Ringes brach lag. Denn während dieser Zeit blieben die
Störungen aus. In der Tat stellte sich dann durch Messungen heraus,
daß ein Teil der Energie, den der französische
Hochgeschwindigkeitszug TGV zum Beschleunigen braucht, in den Boden
wanderte, sich auf diese Weise auch seinen Weg zum LEP-Beschleuniger bannte
und dort die Energie-Abweichungen hervorrief.
Somit wurde von den Forschern der Beweis erbracht, daß sie die
Strahlenergie mit einer Genauigkeit von einem Tausendstel Prozent messen
konnten.
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Zum Abschluß eine kleine Sammlung sehenswerter Seiten, deren Autoren es sich zur Aufgabe gemacht haben, interessierten Lesern die Welt der Teilchenphysik näherzubringen:
Letzte Änderung war am 08. Februar 2000