Wir basteln uns einen theoretischen Physiker
Theoretische Physiker sind relativ leicht selbst zu basteln und da auch ihre
Haltung und Pflege nicht schwierig ist, erfreuen sie sich immer groesserer
Beliebtheit bei allen Hobbybastlern, zumal sie sowohl als reizendes Geschenk
fuer unliebsame Personen als auch zum eigenen Frust aeusserst nuetzlich sind.
Wenn Sie sich an die folgende Anleitung und die Fuetterungs- und
Pflegehinweise halten, kann fast nichts schiefgehen...
I. Die Grundausstattung (sog. "Hardware")
Zubehoer:
1. eine Gestalt mit nicht besonders ansprechendem Aeusseren und einer
Koerperhaltung, die jeden Orthopaeden in den Wahnsinn treibt
2. einen hohlen Kopf
3. einen weltfernen Blick
4. Kleidungsstuecke aus dem Gammel-Look-Sortiment (unterstreicht das
realitaetsferne Erscheinungsbild)
Anleitung:
2. auf 1. aufschrauben und 3. an geeigneter Stelle von 2. plazieren; dann 1.
in 4. stopfen - fertig ist der aeussere Rahmen.
II. Die Innenausstattung ("Software")
Zubehoer:
1. Semendjajew (notfalls gewoehnlicher Bronstein)
2. saemtliche Baende Landau-Lifschitz
3. eine grosse Portion Alltagsuntauglichkeit
4. fiese Ideen zur Pruefungs- bzw Studienordnung
Anleitung:
1. bis 4. in I.2. stopfen, das wars dann schon
III. Weitere wichtige Details
Nun bringe man seinem theoretischen Physiker (:=TP) noch folgende Dinge
bei:
1. die korrekte C4-Haltung: zurueckgelehnt im gepolsterten Buerosessel, die
Arme hinter dem Kopf verschraenkt
2. das griechische Alphabet sowie einige Sonderzeichen, die keiner bekannten
Schriftart entstammen
3. die Faehigkeit, sich hochwissenschaftlich aber fuer Laien voellig
unverstaendlich auszudruecken
4. die Faehigkeit, Studenten wo immer moeglich zu verwirren und ihnen Steine
in den Weg zu legen
Bei 1. und 4. ist auf besondere Sorgfalt Wert zu legen, da dies zu den
wichtigsten Dingen gehoert, die ein TP koennen sollte.
Hinsichtlich 3. gilt, dass das vollstaendige Erlernen bzw der Umgang mit der
deutschen Sprache unbedingt zu vermeiden ist, sonst koennte sich der
TP womoeglich mit seiner Umgebung verstaendigen...
IV. Hinweise zu Haltung und Fuetterung
Am wohlsten fuehlt sich der TP in einem kleinen Buero, weitab
von allen praktischen oder experimentellen Institutionen, mit einem Computer
und etlichen Buechern ueber theoretische Physik, sowie einem Buerosessel, in
dem er die genannte C4-Haltung (vgl. III.1.) einnehmen kann.
Fuettern sollte man ihn nur mit ausgewaehlter Nahrung wie "Theorie der
Superstrings", "Greenfunktionen in der Theoret. Physik" o. ae. Hierbei ist
unbedingt auf Qualitaet zu achten, da oftmals tueckische Verunreinigungen in
Form von Hinweisen auf experimentelle Anwendungen oder praktischen Nutzen
vorhanden sind, auf die der TP aeusserst allergisch reagiert.
Geschickten Bastlern gelingt es haeufig, ihren TP mit einem solchen
Potential an Alltagsuntauglichkeit auszustatten, dass er auf sich allein
gestellt trotz aller Isolation von der Aussenwelt keine Ueberlebenschance
hat. In solchen Faellen setze man in sein Buero zusaetzlich einen nicht ganz
so perfekten TP, der ihm bei so laestigen aber hin und wieder noetigen
Dingen wie Schreiben, Kopieren etc. behilflich ist.
Um seinen TP bei Laune zu halten, schicke man ihm gelegentlich unschuldige
Studenten, die er frustrieren kann.
Warnung:
Keinesfalls sollte man seinen TP mit Dingen wie einem Herz oder menschlichen
Gefuehlen und Beduerfnissen ausstatten, dies wuerde jede ehrliche
Bastelanleitung ad absurdum fuehren!!!
Wenn man all dies beachtet, sollte man ein wundervolles Exemplar seiner
Gattung zustande bringen, ueber das man sich je nach Gemuetslage und
Situation entweder koestlich amuesieren oder fuerchterlich aergern
kann.
Viel Spass dabei!!
Hinweis:
Jede Aehnlichkeit mit real existierenden Personen ist weder zufaellig noch
unbeabsichtigt!
Helgard Anschuetz
Und so siehst der TP dann aus: