Einführung und Geschichte neuronaler Netze

Neuronale Netze sind Nachrichten verarbeitende Systeme, die aus einer Vielzahl von Einheiten (z.B. Zellen o. Neuronen) bestehen. Sie vermitteln sich Nachrichten durch die Aktivierung der Zellen über gerichtete Verbindungen. Wenn von neuronalen Netzen gesprochen wird, werden im allgemeinen künstliche neuronale Netze gemeint. Diese haben teilweise Ähnlichkeit mit den Gehirnen von Säugetieren, so dass die natürlichen neuronalen Netzwerke (NNN) in gewisser Weise als Grundlage künstlicher neuronaler Netzwerke (KNN) dienen. Aber nicht nur die Gemeinsamkeiten der NNN und der KNN motivieren die KNN zu studieren, sondern auch die Tatsache, dass es sich bei ihnen um lernfähige Systeme handelt, die auch als parallele Algorithmen interessant sind. Man kann sie in Form von Programmen, Netzwerksimulatoren oder als spezielle neuronale Hardware in vielen Bereichen verwenden.

Natürlich spielen in unterschiedlichen Fachgebieten verschiedene Gesichtspunkte eine Rolle. In der Biologie sowie der Medizin interessieren vor allem die Gemeinsamkeiten des Modells mit dem biologischen Original. Es wird daran gearbeitet, künstliche neuronale Netze zu schaffen, die möglichst viele der Eigenschaften des als Grundlage verwendeten biologischen Vorbilds besitzen, damit man mit Hilfe von Simulation der Modelle Rückschlüsse auf noch unbekannte Eigenschaften des Originals ziehen kann.
Psychologen arbeiten besonders daran, mit Hilfe der Modelle die Ursachen bestimmter psychologischer Phänomene des menschlichen Gehirns zu entschlüsseln und vorauszusagen. Informatiker haben ein besonderes Interesse an der Lernfähigkeit künstlicher neuronaler Netze, durch die versucht wird, sogenannte intelligente Systeme zu entwickeln. Mathematiker zeigen besonderes Interesse für die Eigenschaften der sehr vereinfachten KNN, zum Beispiel in Hinsicht auf das Verhalten von Lernalgorithmen. Die Elektrotechniker stellen schließlich spezielle Hardware zur Simulation neuronaler Netze her, mit deren Hilfe diese Netze viel schneller trainiert werden können als mit reinen Software-Simulationen.

Die frühen Anfänge der Entwicklung neuronaler Netze waren in der Zeit von 1942 bis 1955. Walter Pitts und Warren Mc Culloch veröffentlichten 1943 eine Arbeit über einfache Klassen neuronaler Netze, die jede arithmetische oder logische Funktion berechnen konnten, aber sie gaben hierfür keine praktischen Anwendungen an. Donald O. Heleb entwickelte ein universales Lernkonzept individueller Neuronen. Er setzte damit einen Grundstein für alle neuronalen Lernverfahren.
Die Blütezeit neuronaler Netze begann 1955 und dauerte bis ca. 1969. Frank Rosenblatt und Charles Wightman entwickelten den ersten erfolgreichen Neurocomputer. Dieser konnte für Mustererkennungsprobleme eingesetzt werden. Außerdem beschrieben diese Wissenschaftler verschiedene Varianten des Perzeptrons und gaben einen Beweis an, dass das Perzeptron alles, was es repräsentieren kann, durch das von ihnen entwickelte Lernverfahren lernen kann. Auch viele andere Wissenschaftler beschäftigten sich zu dieser Zeit mit neuronalen Netzen und halfen dadurch mit, die NN so zu entwickeln, wie wir sie heute kennen.
Jedoch wurden die Grenzen der damals entwickelten Modelle erkannt, was dazu führte, dass das Interesse an KNN nachließ. 1969 ergaben genaue Untersuchungen des Perzeptrons, dass es viele wichtige Probleme nicht repräsentieren kann. Deshalb wurde es ruhiger um die KNN, trotzdem waren auch zu dieser Zeit Wissenschaftler mit ihnen beschäftigt. Teuvo Kohonen stellte 1972 einen speziellen Assoziativspeicher vor und wurde 1984 durch seine selbstorganisierenden Karten (Kohonen-Karten), bekannt. Außerdem wurde 1974 von Paul Werbos das Backpropagation-Verfahren entwickelt.
1985 bewältigten Hopfield-Netze schwierige Optimierungsaufgaben. Dies überzeugte viele Wissenschaftler, und somit begann ein neuer Aufschwung. 1986 fanden weitere Entwicklungen und Publikationen des Lernverfahrens Backpropagation statt. Bis heute dauert eine rasende Entwicklung der künstlichen neuronalen Netze an.


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